Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte Sie auf die prekäre Versorgungssituation bezüglich medizinischen Cannabisblüten in Deutschland aufmerksam machen.
Die Mitte März in Kraft getretene Gesetzesänderung war definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Wie Ihnen inzwischen bewusst sein sollte hapert es jedoch massiv an der Umsetzung:
• Viele Ärzte sind nicht bereit sich überhaupt mit dem Thema Cannabis als Medizin auseinanderzusetzen, geschweige denn cannabisbasierte Arzneimittel zu verschreiben.
• Die Krankenkassen lehnen massenhaft Anträge ab, weil das Wort chronisch in § 31 Abs. 6 S. 1 SGB V gestrichen wurde, somit der geplante Bezug zu § 62 SGB V nicht mehr deutlich wird und dies erst durch Gerichte bestätigt werden muss.
• Die Preise für unverarbeitete Cannabisblüten in Apotheken sind durch die Einstufung als Rezepturarzneimittelausgansstoff um bis zu 100% gestiegen und im internationalen Vergleich nicht zu rechtfertigen. Ganz abgesehen von der Forderung der Bundesapothekenkammer, die eine Weiterverarbeitung fordert, welche vom rein wissenschaftlichen Standpunkt nur dafür sorgt, dass die Wirkstoffe im Cannabis-„Pulver“ schneller abgebaut werden, was weder zur angestrebten Dosierungssicherheit führt, noch dem Patienten nutzt.
Die Suche nach einem Arzt, der Kampf mit der Krankenkasse und die exorbitanten Kosten auf Privatrezept, die sich nicht jeder leisten kann, belastet Menschen mit schwerwiegenden chronischen Erkrankungen noch zusätzlich – das war nicht das Ziel, ist aber die Realität.
Die bisherige Krönung der massiven Probleme bei der Umsetzung der Gesetzesänderung ist die Tatsache, dass z.Z. kaum oder gar keine medizinischen Cannabisblüten mehr lieferbar sind. Eine begonnene Therapie kann nicht mit Sicherheit weitergeführt werden, Patienten müssen um ihre, dank Cannabis, zurückgewonnene Lebensqualität bangen und einen, durch Versorgungsengpässe verursachten, Therapieabbruch fürchten.
Ich bin 27, Architekturstudent, leide am FMS, chronischen Schmerzen und Morbus Bechterew, befinde mich im Widerspruch gegen meine Krankenkasse und muss mich für die benötigten Cannabisblüten verschulden, denn ohne diese Therapie wäre ich nicht in der Lage mein Masterstudium im Oktober aufzunehmen.
Laut Auskunft meiner Apotheke ist z.Z. noch die Sorte Bedrocan verfügbar, welche ich nicht ideal vertrage, außerdem ist es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit bevor auch diese Sorte ausverkauft sein wird. Das Ausweichen auf Sativex oder Dronabinol ist für mich finanziell keine Option.
Meine Fragen an Sie sind folgende:
• Wie gedenken Sie die Versorgung der Patienten in Deutschland zu gewährleisten, bis Cannabisblüten aus heimischer Produktion verfügbar sind? Können Sie das überhaupt und können Sie das garantieren?
• Rein hypothetisch, falls nun, auf Grund der Versorgungsproblematik, Anträge auf Eigenanbau genehmigt werden – was ist mit den Patienten, die wie ich, weder die Zeit noch die Mittel für den Eigenanbau haben?
Mit freundlichen Grüßen
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